Teufelskreis der Armut – Die Armutsspirale in Deutschland

Armut ist eine Abwärtsspirale: Betroffene können sich nicht aus eigener Kraft daraus befreien und ihre Situation verbessern. Gleichzeitig ist Armut vererbbar, sie wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die Ursache: Der Teufelskreis der Armut, dessen komplexe Mechanismen so eng ineinander greifen, dass sich keine Chance ergibt, ihn zu durchbrechen. Jedenfalls nicht ohne vielseitige Hilfe von außen.

Teufelskreis der Armut – auch in Deutschland

Armut ist der Mangel an Lebenschancen

Armut hat verschiedene Symptome, die eng miteinander zusammenhängen. Egal an welcher Stelle man im Kreislauf der Armut ansetzt, immer wieder ergibt sich ein Berg an Problemen, die sich aus äußeren und inneren Faktoren zusammensetzen und ineinander übergreifen.

 

Armutskreislauf & Soziale Ungleichheit

Vielfach heißt es, Armut ist kein Schicksal und Betroffene könnten sich durch Bildung, Fleiß und Leistung hocharbeiten. Soziale Mobilität zählt zu den grundlegenden Bedingungen für Chancengleichheit.

Allerdings hat sich das in Deutschland längst geändert, insbesondere die sogenannte Einkommensmobilität ist seit mehreren Jahrzehnten rückläufig.

 

Das bedeutet: sowohl die Armut als auch der Reichtum verfestigen sich zusehends in Deutschland. Sozial benachteiligte Menschen können die Auswirkungen ihrer Armut nicht mehr kompensieren, während wohl begüterte Menschen mehr von dem ansammeln, das sie ohnehin bereits besitzen: Vermögen.

 

Armut lässt sich aber nicht einfach durch etwas mehr Geld beseitigen – das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vielmehr muss der Teufelskreis der Armut durchbrochen werden – und dafür braucht es einen umfassenden Ansatz.

 
Teufelskreis der Armut – Symbolbild

Bildquelle: Wikipedia

 

Teufelskreis der Armut einfach erklärt

Was bedeutet der Teufelskreis der Armut?

Unter einem Teufelskreis (lat. circulus vitiosus) ist eine Abwärtsspirale zu verstehen, in der mehrere Faktoren sich gegenseitig verstärken und die Situation weiter verschlechtern.

Bei Armut besteht der Kreislauf aus

  1. schlechter Wirtschaftslage,

  2. schlechter Gesundheit

  3. und niedrigem Einkommen.

Zusammen bilden diese 3 Dimensionen des Lebens ein gefährliches System. Armut wird von einer Generation auf die nächste weitergegeben. Betroffene sind meist vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen - sowohl hier als auch in anderen Ländern. 

Armut äußert sich weltweit unterschiedlich. In Deutschland zeigt sie sich in Form emotionaler Verarmung und schlechten Bildungsmöglichkeiten.

Vgl. auch Bildungsexpansion – mehr Bildung ist nicht die Lösung

 

Beispiel für den Kreislauf der Armut

Beispiel Kreislauf der Armut

Armut wird oft am Einkommen eines Menschen festgemacht. Menschen, die wenig oder nichts verdienen, leben am Rand des Existenzminimums.

Ihnen fehlt es an Geld, um sich Nahrung, Wohnraum und medizinische Versorgung zu leisten oder ihren Kindern Bildung zu ermöglichen.

Sie können also ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen.

  • Familien mit geringem Einkommen oder Arbeitslosigkeit leiden an wirtschaftlicher Armut.

  • Das bedeutet ganz konkret, dass meistens nicht genug gesundes Essen da ist, die Kinder sind unterernährt.

  • Die Folge: Hunger und Mangelernährung führen zu Leistungsabfall in der Schule, viele gehen ohne Abschluss

  • Das bedingt wiederum schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ihnen bleibt nur die Arbeitslosigkeit oder gering bezahlte Jobs

  • Ein Umstand, der sich unmittelbar auf die Lebensverhältnisse auswirkt: Alkohol- und Drogenkonsum, Eheprobleme & Trennungen, Gewalt & Missbrauch sind leider häufig.

Evtl. auch interessant für dich: Kinder in Armut – Was Armut mit Kindern macht und wie sie prägt

 

Wie Armut, Wirtschaft und Gesundheit zusammenhängen

Armut, Wirtschaft und Gesundheit - Kreis der Armut

Armut ist eng mit wirtschaftlichen Zuständen verzahnt. Arme Menschen haben nichts übrig, um zu sparen oder zu investieren.

Insbesondere Schulden sind hier von ausschlaggebender Bedeutung. Wer Schulden hat, muss viel aufwenden, um diese zu tilgen. Da bleibt noch weniger, um das Leben nach eigenen Vorlieben und Bedürfnissen zu gestalten. 

Hinzu kommt, dass Menschen in Armut wenig Zugang zu ausgewogener Ernährung haben. Stattdessen sind Unter- und vor allem Mangelernährung an der Tagesordnung. Die schwerwiegende Folge sind Krankheiten jeder Art – vorrangig bei Kindern und älteren Menschen.   

 

Wer durch Hunger und Krankheit zu geschwächt ist, um zu arbeiten, kann kein Geld verdienen, nichts sparen und schon gar kein selbstbestimmtes Leben führen.

 

Wann ist jemand arm in Deutschland?

Wer nur 60 % seines mittleren Netto-Einkommens im Monat nutzen kann, der schrammt gefährlich nahe an der Armutsgrenze. Bedürftig sind also alle, die lediglich über 40-50 % ihres Netto-Einkommens verfügen. Das betrifft zum Beispiel: Alleinerziehende mit 781 Euro und weniger im Monat, Paare mit Kind und einem Höchst-Netto-Einkommen von 1.171 Euro sowie Familien mit 2 Kindern, die auf maximal 1.926 Euro im Monat kommen.

 

Besonders bedürftig in Deutschland sind:

  • Arbeitslose, die ohnehin wenig Geld zum Leben haben.

  • Alleinerziehende, die wegen des Kindes nur Teilzeit arbeiten können.

  • Familien mit 3 oder mehr Kindern, in denen nur ein Elternteil verdient.

  • Menschen mit Migrationshintergrund, die nur schwer auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen.

  • Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, die wenig verdienen und kaum Jobs finden.

 

Ursachen der Armut in Deutschland – soziale Ungleichheit

Ursachen der Armut in Deutschland

Es gibt viele Gründe, warum ganze Familien und Generationen an oder unter der Armutsgrenze leben. Meistens kommen mehrere Faktoren zusammen.

Wenn Eltern arm sind, dann sind es ihre Kinder auch. Denn sie sind von der aktuellen Lebenssituation ihrer Eltern abhängig.

Kinder von Sozialhilfe-Empfängern und Geringverdienern sind besonders benachteiligt, da das Kindergeld sogar auf Hartz-IV angerechnet wird. Und die Leistungen ohnehin bei Weitem nicht ausreichen…

1) Materielle Armut

Arbeitslosigkeit und niedriges Einkommen gelten als die häufigsten Auslöser für Armut in Deutschland. Insbesondere Kinder alleinerziehender Eltern sind gefährdet, da entweder zu wenig Lebensgeld zur Verfügung steht oder die Kinder vernachlässigt werden, weil die Eltern arbeiten müssen.

2) Emotionale Armut

Armut kann sich auch psychisch-emotional ausprägen. Es gibt Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen und nichts für ihre Entwicklung tun – aus fehlendem Verantwortungsbewusstsein, Unwissenheit oder weil sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. Wertschätzung und Geborgenheit bekommen diese Kinder allzu selten. Die Folgen zeigen sich spätestens im Erwachsenenalter in Form von vielfältigen Problemen.

3) Bildungsarmut

Eltern mit Migrationshintergrund oder einem geringqualifizierten Bildungsabschluss haben es oft schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, verdienen nur wenig oder erhalten Sozialhilfe. Bildungsarmut ist damit Ursache, aber auch eine unmittelbare Folge von Armut. Hier beginnt oft der Teufelskreis der Armut von vorne: Wenig Bildung, gering bezahlte Arbeit und schlechte Gesundheit hängen voneinander ab und beeinflussen sich wechselseitig.

Vgl. auch Was ist Armut? (Philosophie) – Und warum ist sie ein Problem?

 

Fazit: Teufelskreis der Armut in Deutschland

Teufelskreis Armut in Deutschland

Der Teufelskreis der Armut findet sich in allen Armutstypen:

Wie mächtig das Problem ist, zeigt sich vor allem am Thema Kinderarmut. Aufwachsen in Armut schränkt den Alltag, die Lebensführung und die Zukunftschancen von Kindern massiv ein. 

Die meisten Betroffenen leben auf engstem Raum und haben nicht einmal einen Platz, um ihre Hausaufgaben zu machen. Mindestens 25 % dieser Kids erhalten entweder zu wenig Nahrung oder zu viel ungesundes Essen. Das Familienklima ist von vielfältigen Problemen belastet, die oft auch zu mehr Konflikten führen.

Viele Kinder, die in Armut aufwachsen, haben wenig soziale Kontakte. Ganz einfach deshalb, weil sie nicht an Freizeitangeboten (Fußballverein, Musikschule etc.) teilnehmen können und ihnen viele Aktivitäten verwehrt bleiben, die für andere Kinder ganz normal sind.

Kein Wunder, dass die meisten Kinder aus sozial benachteiligten Familien ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln. (Vgl. auch Entwicklungstrauma – Wenn Kinder ein negatives Selbstbild prägt)

 

Mit diesem Päckchen an ungünstigen Startbedingungen kommen die Kinder in KITAs und Schulen – und müssen auch dort Benachteiligungen erfahren. So betonen Untersuchungen, dass Kinder aus armen Haushalten trotz gleicher Leistung oft schlechtere Noten erhalten als ihre Altersgenossen aus “besserem Hause”. 

 

Und der Teufelskreis der Armut beginnt von vorn.


Quellen:

1) Annette Mängel: Von Kindesbeinen an: Im Teufelskreis der Armut
2) Dorothee Spannagel: Soziale Mobilität nimmt weiter ab. WSI-Verteilungsbericht 2016
3) Der Paritätische Wohlfahrtsverband

Tamara Niebler – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Tamara ist studierte Philosophin & freie Journalistin. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen & philosophischen Denkanstößen.

Tamaras Motto: “Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen” (Franz Kafka)

Zurück
Zurück

Wut bei Kindern

Weiter
Weiter

Kinder philosophieren – Antworten auf große Fragen des Lebens